Samstag, 24. September, 13. Tag
Langes Frühstück bei schönem Wetter zwischen den beiden Landys. Wir fahren in die Stadt, wo wir in einem Internet-Café unser Online-Tagebuch (bezieht sich auf den vorigen Eintrag hier) auffrischen.
Wieder wird Geld getauscht. Fast alle zwei Tage müssen wir Geld tauschen, immer so um die hundert Euro, um zu tanken, einzukaufen und die Campingplätze zu bezahlen. Die gesetzte Grenze von ca. 30 EUR pro Tag ist kaum einzuhalten. Zumindest nicht hier in Südafrika auf der Gardenroute.
Wir fahren nach Brenton on the Sea und besuchen einen sehr schönen Strand. Mittlerweile kommt Silvana ganz gut ohne Krücken zurecht, so dass der Marsch durch den Sand nicht allzu anstrengend wird.
Nachmittags Aufbruch nach Osten. Ziel ist der Tsitsikamma Nationalpark. Auf dem Weg liegt der kleine ´Garden of Eden´, wo man auf einem Spaziergang die Bäume und andere Pflanzen dieses kleinen Stückchens Urwald bewundern kann.
Den interessanten und imposanten Tsitsikamma Nationalpark mit seiner steilen Küste, den Felsen und der tosenden Brandung erreichen wir am Nachmittag. Jedes mal dann dieselbe Prozedur: Lager aufbauen, Dachzelt aufklappen, Tarp spannen und die Alukiste vom Dach holen. Zwischendurch wird noch das Feuer angemacht, damit es herunterbrennen kann und wir auf der Glut grillen können. Es dauert seine Zeit, bis alles aufgebaut und gefunden ist. Noch fehlt uns etwas der Überblick über unser Equipment, aber wir haben ja Zeit, um uns alles so zurecht zu rücken, wie wir es für sinnvoll halten. Die Reise fängt ja gerade erst richtig an.
Kühl ist es geworden und wir entschließen uns, alle drei im Landy zu schlafen.
Thomas
Sonntag, 25. September, 14. Tag
Vormittags machen wir uns mit Inken und Tim auf den Weg zur Hängebrücke an der Mündung des Storms River. Tim nimmt für sich und Paula zwei Angeln mit (er und seine Angeln sind fast unzertrennlich). Doch schon auf den ersten Metern an der Straße entlang muss er sich von Nationalpark-Angestellten, die gerade mit dem Auto an uns vorbeifahren, sagen lassen, dass Angeln im Park verboten ist. Mürrisch bringt Tim seine Angeln zurück zum Camp.
Das Wetter ist noch immer nicht besser, es regnet immer wieder und der Wind weht uns ordentlich um die Ohren. Am Restaurant und Info-Häuschen angekommen, empfängt uns schon eine große Schulklasse, die sich gerade Mülltüten als Regenschutz überziehen.
Der Weg zum Storms River führt durch den Wald, der uns einigermaßen vor Regen und Wind schützt. Auf Wanderstegen, teils aus Holz, teils aus Recycling-Kunststoff (Holznachahmung), mit vielen sehr hohen Stufen, geht’s vorbei an einem kleinen Wasserfall, Riesentausendfüßlern und hin und wieder Aussicht aufs Meer. An der Hängebrücke treffen wir auf die Schulklasse, die mehr oder weniger interessiert ihren Lehrern zuhört und auf eine große deutsche Reisegruppe, die es scheinbar etwas eilig hat. Sie überholt uns auf dem Rückweg so schnell, dass wir uns fragen, ob sie überhaupt mitbekommen haben, wo sie sind.
O.k., das Wetter lädt nicht wirklich zum verweilen ein und Bustouren müssen meist einen recht strengen Zeitplan einhalten. Wir sind wieder einmal froh, dass wir uns Zeit lassen können.
Der Weg zur Hängebrücke, über dieselbe und wieder zurück war für Paula eine recht anstrengende Wanderung, schon allein wegen der für sie hüfthohen Stufen. Zurück im Camp haben alle Hunger, doch erst mal wird die Wagenburg umgebaut, damit wir noch windgeschützter stehen. Die Kinder tollen auf der Wiese herum, und es ist eine wahre Freude, sie dabei zu beobachten. Ich frage mich, wer sich hier wem altersmäßig annähert, wahrscheinlich beide jeweils dem anderen. Der 10jährige Tim wird wieder zum Kleinkind und Paula wächst über sich hinaus. Sie springen von einem Wiesenabsatz ins fiktive Meer und retten sich gegenseitig aus den reißenden Fluten.
Inken vertieft sich in ihre weitere Routenplanung, während Thomas sich mit einem dicken Schmöker ins Wageninnere zurückzieht, wo er schon bald ein nachmittägliches Nickerchen hält.
Als Inken und ich gerade draußen am Tisch sitzen, kommt ein Südafrikaner zu uns und fragt, wo wie her seien. Wir kommen schnell ins Gespräch, er gibt uns anhand Inkens Karte Tipps für unsere Routen und lädt uns für den Abend zum Camp seiner Familie ein.
Der Campingplatz leert sich immer mehr. Ein Auto nach dem anderen verlässt den Platz, obwohl in Südafrika gerade die Frühlingsferien begonnen haben und viele Familien sich wohl ein paar schöne Tage im Nationalpark machen wollten. Denen ist das Wetter einfach zu schlecht.
Es wird ein sehr schöner Abend bei typisch südafrikanischem Potje (sprich: pottchie): Ein gusseiserner Topf auf der Grillglut, in den so ziemlich alles reingeschnippelt wird, was man hat (Gemüse, Fleisch, Wein…). Das alles wird ca. 3 Stunden (!!!) auf der Glut vor sich hingeschmort und ergibt ein äußerst leckeres Essen, das an Irish Stew oder deutschen Eintopf erinnert.
An diesem Abend gibt es zwei verschiedene Potjes, einen mit Lamm und Gemüse, einen mit Hühnerfleisch und Gemüse. Dazu isst man gekochten Reis und trinkt natürlich Wein, Bier, Brandy oder einfach alles durcheinander.
Das Essen ist köstlich, der Abend gemütlich, interessant und lustig, sodass uns Kälte und Regen kaum noch stören.
Unsere Gastgeber sind zwei Familien aus Barrydale, die jeweils eine Farm betreiben. Sie laden uns ein, sie auf unserer Tour zu besuchen, was wir sehr gern in die Tat umsetzen möchten.
Silvana
Montag, 26. September, 15. Tag
Wir verabschieden uns von Inken und Tim. Ihre Reise geht weiter in Richtung Johannesburg; wir wollen allerdings in den Norden nach Namibia. Bis dahin sind es ca. 1000 Kilometer. Wie wir dahin kommen, wissen wir noch nicht so genau. Entweder lange und uninteressante Strecke durch die Karoo ohne nennenswerte Highlights oder wieder zurück in Richtung Kapstadt und durch die Western Cape Region nach Norden. Jetzt im Frühling sollen ja dort die blühenden Wüstenblumen zu bewundern sein.
Wir flüchten erst einmal über den Bloukranspass nach Outshoorn und hoffen auf mehr Wärme und Trockenheit. Tagsüber haben wir das auch, doch abends wird es wieder sehr kalt, so dass wir das Dachzelt zu lassen und uns im Landy aneinander kuscheln. Auf dem Parkplatz des Supermarktes schleicht, wie so oft, ein Deutscher um den Landy, begutachtet das deutsche Nummernschild, um dann wie jeder andere auch, immer die selbe erste Frage zu stellen: „Kommen Sie aus Deutschland?“ Ich reiße mich jedes Mal zusammen um nicht zu antworten: „Nein, wie kommen Sie denn da rauf? Wir kommen aus Kirgisien! Sieht man doch!“ Die zweite Frage lautet dann immer: „Sind Sie den ganzen Weg gefahren?“ Meine Antwort wäre dann am liebsten immer: „Ja, aber rückwärts. Wenn der Sprit alle ist, schiebt meine Frau immer! Jetzt sind wir auf dem Heimweg und fahren deshalb wieder vorwärts!“ Aber ich beherrsche mich immer und erzähle immer wieder dieselbe Story von der Verschiffung mit dem Container.
Thomas