Für heute habe ich mir eine sehr schöne, aber auch anspruchsvolle Rundtour ausgesucht, die in der Nähe des Küstenortes Água De Alto beginnt und mich zum Vulkansee Lagoa Do Fogo führt.
Insgesamt bin ich etwa drei Stunden unterwegs (Pausen eingerechnet). Gleich zu Beginn geht es steil bergauf, vorbei an Weiden und Ackerland. Es ist sonnig und ich komme schnell ins Schwitzen.
Welch ein Ausblick durch die vielfältigen Pflanzen am Wegrand auf das weit unten liegende Meer!
Und es riecht so gut. Nach Frische, nach feuchter Erde, nach fruchtbarem Boden. Neben und teils auf dem Weg rinnt Wasser den Berg hinab. Der Boden ist feucht und manchmal matschig.
Den Weg kreuzen mehrfach unter die Erde verlegte Wasserschläuche, die an manchen Stellen oberirdisch verlaufen und wohl zum Bewässern und zum Auffüllen der Kuhtränken dienen. Sie glucksen so sehr vor sich hin, dass ich anfangs erschrecke und nach einem Tier suche!
Der Weg ist gut markiert und führt teils durch Wald.
Irgendwann komme ich zu dem im Wanderführer beschriebenen Abzweig,
wo der Weg weiter entlang einer sehr alten Wasserleitung in Form eines Betongrabens verläuft. Ein Mann und ein Junge sitzen da und spielen Karten. Sie bemerken mich erst, als ich ihnen ein freundliches „Hola“ zurufe.
Der Weg führt an Wasserkanälen entlang. Allerdings ist der Graben hier so gut wie leer, was mich wundert, da die Leitung in allen Reiseführern voller Wasser bebildert war.
An einer Stelle zappeln einige Fische (ich vermute Forellen) in einer verbliebenen tieferen Pfütze. Kurz darauf entdecke ich zwei Fische fast auf dem
Trockenen, einer bereits tot, der andere zappelt noch. Leider ist der Wassergraben hier so hoch eingesäumt, dass ich dem Fisch nicht helfen kann.
Je höher ich komme, desto niedriger wird die Einfassung des Wassergrabens. Irgendwann höre ich ein lautes Rauschen. Dann sehe ich, warum der Graben leer ist: An einer „Kreuzung“ fließt das Wasser in eine Abzweigung. Der bisherige Graben scheint nur bei hohem Wasserstand des Sees gefüllt zu sein.
Die Gräben sind Teil eines alten Bewässerungssystems und Wasserkraftwerks.
Weiter geht es. Der Weg wird wieder steiler und ich höre Möwen schreien. Hier beginnt ihr Brutgebiet, das sie lauthals und laut Reiseführer in den Sommermonaten auch mal im Tiefflug verteidigen. Überall in den grünen Büschen sitzen sie, ein seltsamer Anblick hier oben in den Hügeln… darum nenne ich sie ab jetzt „Bergmöwen“ und denke natürlich sofort an das Löwen-Pendant.
Als müssten sie mir auch gleich beweisen, dass ich richtig liege, kommen die ersten kreischend auf mich zugeflogen. Noch mit für meinen Begriff großem Abstand.
Ein paar Minuten später bin ich am See angekommen. Eine fantastische Aussicht bietet sich hier. Kurze Verschnaufpause! Ich genieße den Blick und gehe dann weiter rechts am Steilufer entlang. Mir kommt ein Auto entgegen. Vielleicht Leute, die zu den Messstationen wollen, jedenfalls werde ich freundlich gegrüßt, als ich auf der engen Schotterpiste ausweiche.
Der Weg wird erneut etwas steil. Jetzt geben die Bergmöwen alles. Dass sie während der Brutzeit (Sommermonate! Also nicht jetzt im Januar) aggressiv werden können, verstehe ich ja, aber dass sie mir auch jetzt im Tiefflug auf Augenhöhe begegnen müssen, ist mir nicht ganz geheuer. Immer wieder kommen sie auf mich zugeflogen um dann kurz vor mir abzudrehen. Nicht witzig!
Bald geht der Weg vom See weg und endlich abwärts – aber wie! Steil, mit Geröll und teils rutschig.
Mir kommen nun ab und zu andere Wanderer entgegen und ich wundere mich, dass sie diesen Weg für den Aufstieg gewählt haben. Er ist soviel steiler und gönnt einem keine Pause wie der andere Weg, der teils auch eben verläuft und sehr abwechslungsreich ist.
Aber die Aussicht ist grandios.
An einer stelle begegne ich einem Baumfarn von etwa vier Metern Höhe.
Ein Bild mit Mensch zum Größenvergleich wäre schön, doch ich bin nicht so der Selfie-Fan
Wieder unten angekommen, gönne ich mir in einer Strandbar den ersten Kaffee des Tages.
Am Abend gehe ich auf die Suche nach dem Sonnenuntergang, der wegen Wolken am Horizont leider ausfällt, aber das Meer, die Blumen und ein paar reife Kaktusfeigen reichen mir auch.
One thought on “Bergmöwen und Baumfarn”