*Originaltitel: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ von Henno Martin, ISBN: 3935453000
Freitag, 14. Oktober, 33.Tag. Bei wolkigem Himmel geht es am Vormittag in Richtung Namib-Naukluft-Park. Wir verlassen endgültig das Hochland, fahren über den Reemhoogte Pass weiter nach Westen. Hier beginnt die Namib, die riesige Wüste mit ihren hohen Sanddünen. Es wird zunehmend heißer. Die Sonne brennt gegen Mittag senkrecht vom Himmel und wir sind froh, nach kurzen Pausen wieder im schattigen Auto zu sitzen. An der Straßenkreuzung, wo ein Schild u.a. zur Ababis Gästefarm weist, biegen wir nach links in Richtung Büllsport ab. Dort wird getankt. Bis zur Tankstelle nach Sossusvlei würde der Sprit zwar reichen; wer weiß aber, ob es da auch den gewünschten Brennstoff gibt. Wir tanken knapp 33 Liter bei gefahrenen 360 Kilometern. Der Landy verbraucht also auch auf schwierigen Berg- und Schotterpisten nicht mehr als sonst. Anders beim alten Gefährt von Wolfgang und Anette: 65 Liter braucht der durstige V6, das doppelte von unserem, knapp 18 Liter Verbrauch! Wieder Grübeln und Unmut, ob die Strecke nach Tansania überhaupt machbar ist. Mehr Verbrauch als angenommen, teurere Spritpreise als gedacht. Zudem noch die für die beiden unbefriedigende Möglichkeit des Wildcampens. Wenn andauernd die Pisten eingezäunt sind, kann man sich am Ende des Tages nicht so einfach einen geeigneten Platz suchen. Genauso heute am späten Nachmittag. Nachdem wir auf den 4×4-Trail im Park verzichten, suchen wir verzweifelt nach einem Abzweig oder einem offenen Tor entlang der Piste. So müssen wir wieder einen Campingplatz aufsuchen. Das Tsauchab River Camp bietet nach der anstrengenden Fahrt aber allen erdenklichen Luxus und Komfort: einen einsamen und schön gelegenen Platz am Ufer des trockenen Tsauchab, einen Grill, Brennholz, ein Badezimmer und sogar eine Open-Air-Dusche, die geschickt in einen Baum gebaut wurde.Kurz nach unserer Ankunft kommt ein Angestellter des Camps und bringt Kerzen, die am Abend in entsprechenden Leuchtern ein gemütliches Licht erzeugen und uns den Weg durch unser Camp weisen.Wie so oft wird ein großes Feuer entfacht und gegrillt. Es macht uns immer viel Spaß, und auch Paula findet es großartig, abends beim Feuer zu sitzen und zu grillen. Noch lange sitzen wir bei Rotwein und Bier draußen, lauschen den Geräuschen und schauen in den Sternenhimmel. Samstag, 15. Oktober, 34.TagDas Sossusvlei ist einer der touristischen Höhepunkte Namibias. Die bekannten Dünen sind bis zu 300 Meter hoch und bilden eine undurchdringliche Sperre zum Ozean. Der Anblick ist überwältigend, die Hitze unerträglich und die ganze Szenerie spektakulär. Da dort fast jeder Namibia-Besucher hinfährt, sehen wir zu, das wir möglichst früh dort ankommen. Wir haben nämlich nicht reserviert, die Campingplätze sind begrenzt und begehrt und wir wollen nicht riskieren, dass wir weiterfahren müssen, weil alles ausgebucht ist. Nach dem Prinzip ´First come – first serve´ werden die freien Plätze vergeben. Wir erreichen Sesriem mit dem dazugehörigem Canyon und dem in der Nähe liegendem Camp gegen Mittag. Ungewohnte Touristenmassen, Busse, blasse Menschen mit Sonnenhüten und Kameras um den Bauch. Der Campingplatz ist nicht voll besetzt. Wir bekommen einen Stellplatz unter einer schattigen Akazie, machen Mittagspause bei Brot, Kaffee und Bier und fahren anschließend in das 60 Kilometer entfernte Sossusvlei. Die Stichstraße dorthin wird nach ein paar Kilometern von riesigen Dünen begleitet, die sich rechts und links in orange-brauner Farbe auftürmen. Der Zugang zu den meisten ist verboten, doch hier und da zweigt ein Weg ab und man kann die Dünen besteigen. Wie zum Beispiel die Düne 45, benannt nach der Entfernung vom Parkeingang. Fotogen stehen ein paar Bäume am Fuß der Düne, die sich ca. 280 Meter hoch auftürmt. Der scharfe Grat ist vom heißen Wüstenwind umtost und verschwindet im blauen Himmel. Wir fahren vorerst weiter, wollen die Düne am späten Nachmittag ein Stück besteigen, und folgen der teilweise katastrophalen Piste zum Sossusvlei. Eigentlich eine Teerpiste, aber durch den ständigen Strom der Fahrzeuge und der unbarmherzigen Witterung, der Hitze und des Sandes, eine Schlaglochpiste. Tiefe Löcher, Steine, Baustellen, Sand- und Schotter mit üblem Wellblech, machen die Fahrt zu einer Tortour. Die letzten Kilometer sind zum Glück wieder ganz ordentlich zu befahren, so dass wir bald zum ´4×4 only- Schild´ gelangen. Letztes Jahr hat ja unser Miet-Land Rover nach ein paar hundert Metern schlapp gemacht. Zu tief war der Sand, zu schwer hat sich unser überladenes Gefährt damals durch den Sand gequält. Wir wagen also dieses Mal einen weiteren Versuch. Mit eingelegter Untersetzung kommen wir überraschenderweise gut voran; ein paar Mal muss ich Schwung holen, um durch tiefere und längere Sandpassagen zu kommen, doch nirgends nur annähernd die Gefahr, sich festzufahren. Es macht sogar sehr viel Spaß, sich durch den Sand zu wühlen. Nach fünf Kilometern haben wir das Vlei erreicht. Hier endet die Fahrt und hier verschwindet der Tsauchab im Wüstensand. Nur alle paar Jahre führt er Wasser und das Vlei wird zum See in den Dünen. Heute Nachmittag stehen wir, umringt von Dünen und umgeben von Bäumen an diesem unwirklich erscheinenden, fantastischen Ort mitten in der Namib.Da das Tor zum Park um acht Uhr schließt, müssen wir langsam wieder zurück. Paula ist müde, schläft oftmals kurz ein und kann sich dann nur mit Mühe wach halten. Sie will ja auch noch auf die Düne 45, die wir im schönsten Licht der Nachmittagssonne erreichen. Der Anblick der Düne vertreibt Paulas Müdigkeit und sie krabbelt voller Freude den warmen Sand hoch. Zusammen rutschen Paula und Silvana die Sonnenseite der Düne hinunter. Der Sonnenuntergang in den Dünen ist unvergesslich und schon fast im Dunkeln erreichen wir wieder unser Camp.
Erinnerungen an den letzten Besuch vor knapp einem Jahr… Ich grabe meine Hände tief in den warmen Sand, schließe die Augen und lass die Wärme durch meinen Körper fließen. Tief durchatmen und alles aufsaugen, speichern für die Kälte, die uns bei unserer Rückkehr in Deutschland erwarten wird. Wieder sitzen wir hier oben im Abendlicht. Eigentlich besucht man solche Orte, fernab vom eigenen Zuhause, nicht zweimal in so relativ kurzer Zeit. Es erscheint mir fast wie ein Traum, dass ich schon wieder hier sein darf. Die Düne im Sossusvlei ist für mich fast zu einer Art Sinnbild geworden, etwas, woran man in kalten, unruhigen, lauten Zeiten gern denkt. Ich möchte immer wieder hierher zurückkehren, zumindest in Gedanken…Silvana
Sonntag, 16. Oktober, 35.Tag. Später Aufbruch und kurze Fahrt zum Sesriem Canyon. Der Tsauchab hat hier einen Canyon gebildet, der sechs Riemen (Sesriem) tief ist und an manchen Stellen nur einen Meter breit.Wir wandern ein Stück auf dem Grund des Canyons entlang, zeitlich gerade so gelegt, dass uns auf dem Rückweg zu den Autos eine Gruppe Touristen entgegenkommt. 20 – 30 mögen es sein, die sich in den eben noch einsamen Canyon ergießen und sich bei den schönsten Fotomotiven gegenseitig im Weg stehen. Wir fahren daher weiter nach Norden, erreichen nach einer Stunde Solitaire zur Mittagspause. Auch hier viele Busse, eine Tankstelle und ein Shop. Bis zu unserem Ziel heute am Kuiseb Canyon ist es nicht mehr weit. Dort wollen wir wieder wild campen. In einer mondähnlichen Landschaft finden wir einen schönen Platz, wo wir unser Camp aufbauen.Weit und breit kein Mensch, außer Insekten und Vögel kein Tier. Am Abend unendliche Stille, außer dem Wind ist nichts zu hören.
Noch 150 Kilometer bis zur Küste. Raus aus der Wüste und der Hitze zu kühlerem Wetter und Wasser. Die Piste führt oft über mehrere Kilometer schnurgerade durch baumlose Gegend.
15 Kilometer vor Walvis Bay ist die Piste wieder geteert. Kurze Pause am Wasser, tief durchatmen und anschließend Fish & Chips im Ort. Am Nachmittag erreichen wir Swakopmund. Hier bleiben wir ein paar Tage. Im Rastlager Alte Brücke richten wir uns ein und entstauben gründlich die Autos und sämtliche Klamotten.Es ist merklich kühler geworden. Mehr als 20 Grad werden es bei dem frischen Seewind nicht sein.
Dienstag, 18. Oktober, 37.Tag
Ruhetag in Swakopmund. Wir erledigen wichtige Besorgungen, holen Informationen über die derzeitige Malariasituation, gehen Geld wechseln und bummeln durch die Innenstadt. Ansonsten vertrödeln wir den Tag, Wolfgang lässt den Auspuff des Serie schweißen, nachmittags Besuch des Aquariums.
Mittwoch, 19. Oktober, 38.Tag
Wieder kühle Nacht an der Küste. Wir müssen noch mal in die Stadt das Malariamittel abholen, ins Internetcafé und für die nächsten Tage einkaufen. Wenn wir heute oder morgen die Stadt verlassen, geht es wieder in die unendliche Weite, nach Norden zur angolanischen Grenze.
Donnerstag, 20. Oktober, 39. Tag Heute geht´s entlang der Küste nach Norden. Raus aus der Zivilisation mit Supermärkten und Internetcafés (wo wir gerade sitzen und uns mit dem superlahmen Server herumärgern).
Wir melden uns, sobald es wieder möglich ist, aus der Gegend um Etosha.
PS an Herrn B. aus B.: Wir haben die Schuhe besorgt, allerdings gab´s die schwarzen nicht zweimal in Gr. 7, sodass wir sie einmal in Gr. 14 gekauft haben… musst du sie dir halt zurecht schneiden :-p (für den gerade erwähnten Blödsinn übernehmen wir die volle Verantwortung).
Tolle Reiseberichte.
Schönen Urlaub noch wünscht
Thomas
super tolle Bilder und Texte!
Besten Dank, dass Ihr uns an Euren Erlebnissen teilhaben lasst.
Gruß
Gerhard (Spuckie)
Hey, das ist schwer beeindruckend, wenn auch anfangs etwas holprig. Sehr geile Bilder und interessante Infos… weitermachen!!! Ich will jetzt auch endlich weg!!! Bis denne
PS