Samstag – mein vorletzter Tag auf der Vulkaninsel im Atlantik
Heute ruhe ich meine Füße ein wenig vom Wandern aus und erkunde den Nordosten der Insel mit dem Auto. Wunderbare Steilküsten und der älteste Leuchtturm der Azoren erwarten mich.
Immer wieder halte ich an den sogenannten Miradouros an, den ziemlich schön gestalteten Aussichtspunkten, die meist viel mehr sind als nur Parkplätze mit Aussicht. Oft gibt es parkähnlich angelegte Grillplätze und sanitäre Anlagen.
Verwilderten Katzen gefällt es hier offenbar auch sehr, denn davon treffe ich so einige an den Rastplätzen. Sie werden von Einheimischen mit Futter versorgt.
Wie fast überall auf der Welt trifft man auch hier Selfiesticktouristen, (um nicht zu sagen -idioten), wovon mich einer fast erschlägt, weil er als #InstagramHusband (sieh dir dieses Video an!!!) so sehr mit dem Ablichten seiner Freundin und seiner selbst beschäftigt ist, dass ihm der Blick für andere Menschen anscheinend fehlt.
(Ich frage mich, wieviele Menschen schon beim Versuch, das beste Selfie zu machen, ernsthaft zu Schaden gekommen sind…)
In einem Ort mit Flussmündung fahre ich den Steilhang zu einem Meeresschwimmbecken hinunter. Es ist schon ziemlich in die Jahre gekommen und könnte etwas Renovierung gebrauchen. Beeindruckend ist es aber allemal, wenn die Wellen gegen die Mauern brechen und sich das Becken unter der Brandung füllt.
Von dort kann ich den Leuchtturm Farol da Ponta do Arnel in der Nähe von Pedreira sehen. Also mache ich mich auf den Weg in den Ort, denn Leuchttürme üben eine ziemliche Anziehungskraft auf mich aus. Muss ich hin!
Der alte Leuchtturm liegt so versteckt, ganz unten an der Steilküste, dass man ihn erst sieht, wenn man dem etwa 500m kurzen Weg folgt, der zu ihm hinunter führt.
Die kleine Serpentinenstraße hinunter sollte man lieber zu Fuß gehen. Parkplätze gibt es oben im Ort, unten jedoch nicht! Außerdem ist die Straße dermaßen steil und die Kurven eng, dass man schon Probleme bekommen kann, wenn man nicht darin geübt ist, wie ein paar junge Spanier sich unbedingt beweisen müssen. Auch als alle Insassen bis auf die Fahrerin aussteigen, schafft sie es nicht, den Kleinwagen am Berg anzufahren und rollt nur rückwärts. Alles gute Zureden der Freunde nützt nichts. Ein Einheimischer kommt ihr schließlich zu Hilfe.
Nett und hilfsbereit sind sie hier überall, die Einheimischen.
Nach einer wunderbaren Weiterfahrt mit Stopps an so einigen Aussichtspunkten komme ich spät nachmittags zurück nach Ponta Delgada.
Da heute mein letzter Abend ist, gönne ich mir ein Essen in einem Restaurant. Eigentlich wollte ich ins Rotas da Ilha Verde, dem einzigen vegetarischen Restaurant auf der Insel, doch leider haben sie Urlaub.
So lande ich schließlich eine Parallelstraße weiter im wohl teuersten Restaurant der Stadt, dem Colegio27. Hier werde ich äußerst nett bedient, das Essen ist sehr lecker und es gibt Live-Musik.
Ein netter Ausklang meiner kurzen Reise.
Der Sonntag beginnt früh. 6 Uhr wache ich auf, packe meine Sachen, versuche, den Rest meiner Lebensmittel irgendwie zu essen oder für den Vormittag als Proviant zu verstauen (ich bin mit Handgepäck verreist, kann also nicht viel mitnehmen). Einiges lasse ich da, was hoffentlich Verwendung finden wird und verlasse meine Unterkunft bereits um 9 Uhr.
Das Meer ist heute sehr ruhig. Wahlbeobachter mit Fernglas und Walkie-Talkie stehen auf der Böschung am Flughafen, während Whalewatching-Boote raus fahren und auf die Kommandos der Beobachter warten, in welcher Richtung sie heute Glück haben könnten.
Mit laut aufgedrehter Musik fahre ich nochmals den Berg zum Vista do Rei hoch und weiter zum kleinen Canario-See, um zu einem der bekanntesten Aussichtspunkten der Insel zu gehen, dem Miradouro da Boca do Inferno.
Allerdings liegen die Berge in Wolken, was schon verrät, dass die Aussicht eher nicht vorhanden sein wird.
So ist es dann auch. Ich bitte den Wind, die Wolken weg zu schieben. Er tut mir den Gefallen kurz nachdem ich mich auf den Rückweg machen möchte. Also doch noch mal schnell Fotos schießen und dann zurück zum Auto!
Auf dem Weg zur Stadt zurück genieße ich ein letztes Mal den wunderbaren Ausblick und vermisse ihn jetzt schon.
Ich gebe den Mietwagen ab und kaufe am Flughafen noch ein paar Gläser azorentypische Marmelade aus Ananas, Physalis und Brombeeren.
Adieu Sao Miguel!
Flug von Sao Miguel nach Lissabon:
Tolle Wolkenformationen, toller Blick auf die Stadt beim Anflug.