Südliches Afrika 2005 – 29. November – ab in den Süden

Dienstag, 22. November, 72. Tag

Ein weiterer Tag in den Bergen. Wir fahren in den Royal Natal National Park, der vom Amphitheater eingerahmt wird, einem halbkreisförmigen Felsmassiv mit über 3000 Meter hohen Gipfeln. An einem klaren Bergbach entlang wandern wir zu einigen kleinen Wasserfällen. Paula badet im kühlen Fluss. Hitze und Sonne am Vormittag, düsterer Himmel und dicke Wolken am Nachmittag.

Mittwoch, 23. November, 73. Tag

Wir müssen weiter. Ein langer Fahrtag steht uns wieder bevor. Nach den erholsamen Tagen in den Drakensbergen fahren wir durch Farmland, unendlich groß und weit. Nachdem wir schon das ´Allgäu´ bei Swaziland und die ´Alpen´ in den letzten Tagen bereist haben, wähnen wir uns nun im mittleren Westen der USA. Riesige Äcker und Weideland, keine Stadt über mehrere hundert Kilometer. Wir wollen es heute bis Bloemfontein schaffen, der Zwischenstation auf dem Weg hinunter zur Küste. Es rollt sich auf der Nationalstraße ganz gut, obwohl der ständige starke Gegenwind den Spritverbrauch in die Höhe treibt. Mehr als 80 km/h sind mal wieder nicht drin.
Touristen gibt es hier in der Gegend kaum noch. Wer fährt denn auch schon die Strecke von Durban nach Kapstadt mit dem Auto?

Donnerstag, 24. November, 74. Tag

1040 Kilometer bis Kapstadt. Das steht auf dem Hinweisschild kurz hinter Bloemfontein. Solche Schilder mit solch gigantischen Entfernungen sind uns Mitteleuropäern völlig unbekannt. Sähe auch ungewöhnlich aus, so ein Hinweisschild am Frankfurter Kreuz: Budapest 1096 Kilometer oder Kopenhagen 1134 Kilometer. Hier ist das aber ganz normal und nichts besonderes. Der Südafrikaner fährt die 1600 Kilometer von Johannesburg nach Kapstadt in zwei Tagen durch. Übernachtet wird in Colesburg, das genau in der Mitte liegt. Ansonsten wird nur gefahren, über die N1, die manchmal als Autobahn ausgebaut, aber meist nur eine zweispurige Landstraße ist. Der normale Südafrikaner fährt auch mal 2000 Kilometer am Wochenende an die Küste, um zu Angeln, ein Potje zu machen und Bier zu trinken.
Unsere Tour der letzten zwei Monate ´schaffen´ die Leute hier in drei Wochen.
Vielleicht sollte man sich überlegen, ob es sinnvoll ist, von zu Hause mal einen Tagesausflug nach München in einen Biergarten zu machen oder zum Kaffeetrinken mal nach Hamburg zu fahren?!
Wieder einmal eine Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung. Ungewöhnlich daran ist, dass eine Fahrtrichtung bis zu 20 Minuten warten muss, bis es weitergeht. Es gibt aber keine Ampeln, die den Verkehr regeln, sondern Arbeiter mit ihren drehbaren ´Stop´- und ´Go´-Schildern und Funkverbindung untereinander. Wie sie aber die kilometerlange Baustelle kontrollieren und den Verkehr regeln, ist schleierhaft. Werden die Autos gezählt oder der letzte Wagen anhand der Farbe über Funk weitergegeben, damit der Aufpasser am anderen Ende die Spur freigeben kann? Ist ja auch egal. Die Vorgehensweise scheint zu klappen.
Bedenklicher aber auch irgendwie lustig sind kleinere und übersichtlichere Baustellen, die mit Schildern und Männern mit wild umher schwenkenden roten Fahnen angekündigt werden.
Am Beginn der Baustelle hockt dann ein eher lustloser Geselle mit einem Stoppschild in der Hand und dreht dieses beim Anrollen meist auch sofort auf ´Go´ um, ohne sich um die jeweilige Verkehrslage auf der Gegenseite zu informieren. Oft reicht ihm ein kurzer Blick über die Schulter, der ihm sagt: Kommt (hoffentlich) keiner.
Wir verlassen die N1 hinter Colesburg und fahren in Richtung Port Elizabeth nach Süden.
Am Nachmittag erreichen wir nach weiteren 430 Tageskilometern Cradock. Der Campingplatz ist dürftig; weniger als Ferienziel für 3 Wochen Urlaub gedacht, sondern eher als Übernachtungsplatz auf dem Weg an die Küste.

Freitag, 25. November, 75. Tag

Bis zum Addo Nationalpark nördlich von Port Elizabeth ist es nicht weit. Der berühmte Park am östlichen Ende der Garden Route wird von vielen Touristen besucht. Er ist eher klein und übersichtlich, beherbergt aber über 400 Elefanten. Wir ergattern mittags einen der letzten Stellplätze im Camp und gehen auf Elefantenpirsch. Tatsächlich: Überall sehen wir die Dickhäuter im Busch und auf den Wiesen. Große Herden ziehen friedlich durch den Park und lassen sich von den Touristenautos nicht stören. Nebenbei gibt es noch einige Büffel, Warzenschweine, Straußenfamilien, Kuh-Antilopen, Zebras, ein paar Nashörner, Riesenschildkröten, unzählige Vögel und angeblich 6 Löwen zu beobachten.

An den Anblick der großen Wilden Tiere gewöhnt, faszinieren uns mittlerweile eher die kleinen, z.B. der Dung Beetle, ein recht großer, schwarzer Käfer, der mit Vorliebe Büffel- und Elefantendung frisst und daraus eine Kugel formt, größer als er selbst, die er mit seinen Hinterbeinen an unserem Auto vorbei über die Straße rollt. Diese Kugel dient dem Käfer als Nahrungsvorrat und Eiablage.
Im ‚Bird Hide’ des Camps versteckt sich in einem Kasten, der als Ablage für ein Vogel-Nachschlagebuch dient, eine ziemlich große Tarantel.

Samstag, 26. November, 76. Tag

Im Laufe des Tages verschlechtert sich das Wetter immer mehr. Wir haben Port Elizabeth verlassen und befinden uns auf der Garden Route nach Westen. Leider haben wir für den Tsitsikamma Nationalpark keine Unterkunft reserviert, zumal Wochenende ist und alles voll sein wird. Zum campen gibt es sicher noch Platz, aber bei dem Sauwetter und dem Sturm haben wir eher keine Lust dazu. Im Tsitsikamma Village fragen wir daher in einem Backpacker Hostel nach einem Zimmer. Wir bekommen auch eines, aber nachdem Paula dazukommt, meint man freundlich, dass Kinder unerwünscht sind. Heute sei Cocktail-Night, das Hostel sehr voll und es könne laut werden. Ganz unglücklich sind wir über die Abfuhr nicht, denn das Zimmer und die gesamte Einrichtung waren schon sehr heruntergekommen und sahen benutzt aus. Ist eben etwas für Jugendliche, die mit geringem Budget und schwerem Rucksack durch die Gegend reisen.
Dreimal teurer aber dafür zehnmal schöner ist die Unterkunft, die wir nebenan finden. Eigenes Häuschen in einem großen Garten und gemütlichem Restaurant, was uns bei dem Wetter heute Abend gerade recht ist.

Sonntag, 27. November, 77. Tag

Die Sonne scheint! Auf zum Nationalpark an die naheliegende Küste. Nach 16 Kilometern ist unser Tagespensum geschafft und wir bauen Dachzelt und Plane morgens um 10 Uhr auf dem fast leeren Campingplatz auf. Anscheinend sind die meisten Camper gestern bei dem Regen abgereist.
Heute ist wieder einmal Waschtag. Im Laufe einer Woche sammelt sich so manche Dreckwäsche an, die man nicht mit der Hand waschen kann (oder will). Außerdem würde das einfach zu lange dauern. Also, wo es eine Waschmaschine gibt, wird auch gewaschen!
Unser Stellplatz befindet sich genau an den Klippen, sodass wir einen wunderschönen Blick auf die riesigen Brecher haben. Bis zu 25 Meter hoch spritzt die Gischt, wenn die großen Wellen gegen die Felsen schlagen.

Montag, 28. November, 78. Tag

Genau wie vor über zwei Monaten sind wir wieder an einer der schönsten Ecken Südafrikas. Große Buchten, schöne Strände oder gefährliche Klippen entlang der Garden Route. Damals hatten wir kaum 10 Grad; heute scheint bei 25 Grad die Sonne.
Wir besuchen das Monkeyland bei Plettenberg Bay, wo wir aus nächster Nähe viele Affen aus allen Teilen der Erde bewundern können, die dort, größtenteils aus unsachgemäßer Privathaltung befreit, rehabilitiert werden.
Im Wilderness Nationalpark mieten wir uns für zwei Tage eine Hütte.
Wie so oft: Abendliches Grillen und Windhoek Lager…

Dienstag, 29. November, 79. Tag

Noch ein Tag in Wilderness. Ausflug nach George, die allerletzten Reiseschecks werden getauscht. Es ist nicht mehr weit bis Kapstadt. Noch 430 Kilometer, in einer Woche sitzen wir im Flugzeug.

Thomas & Silvana

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