Südliches Afrika 2005 – 6. Dezember – der letzte Akt – zurück nach Kapstadt

Freitag, 02. Dezember, 82. Tag

Am Vormittag besuchen wir einen witzigen Farmshop mit allerlei Antiquitäten und „auf alt gemachtem“ außerhalb von Hermanus. Wir treffen eine Eselfamilie, die sich sehr über unsere letzten Birnen und ein Kümmelbrot freuen, am Nachmittag treffen wir dann Thomas Eltern, die nach 2 Wochen Aufenthalt in Namibia noch eine Woche in Südafrika verbringen. Für Paula ist es besonders schön, so weit von zu Hause entfernt und nach so langer Zeit, Oma und Opa zu treffen. Schon am morgen sagt sie „Ich bin ganz aufgeregt“ (klingt süß aus dem Mund einer Noch-Dreijährigen).

Samstag, 03. Dezember, 83. Tag

Familienausflug nach Stellenbosch. Über den Franschoek-Pass geht es durch Weinland.
Unterwegs überholen wir neben 30 km/h fahrenden zusammengeflickten Schrottkarren lustige Pickups mit bunter Ladung – einmal sind es Getränkeflaschen mit diversen Zuckerwässerchen, ein andermal Menschen mit Pudelmützen. Auf dem Weingut „Spier“ machen wir ein Picknick auf einer wunderschönen Wiese unter einem schattenspendenden Baum. Man kann sich im hauseigenen Feinkostladen mit allem eindecken, was den Gaumen erfreut, selbstverständlich auch mit dem hiesigen Wein. Ganz professionell erwartet uns schon bei der Ankunft ein riesiger bewachter Parkplatz, dazu ein großes Verkaufszelt mit allerlei Kunsthandwerk, Open-air-Restaurants, Musik, viele Leute. Wir fühlen uns ein wenig an einen Freizeitpark erinnert, nur dass die Fahrgeschäfte fehlen und alles etwas ruhiger und stilvoller abläuft. Die Menschenmassen verteilen sich erstaunlich gut auf dem Gelände des Weingutes.Nach dem Picknick muss Paula sich erst mal von ihren Großeltern trennen, die sich auf den Weg nach Kapstadt machen. Wir verbringen unsere letzte Nacht auf einem Campingplatz – demselben, wo ich mir vor 3 Monaten den Fuß verletzt habe. Doch diesmal ist der Platz voll. Wir staunen nicht schlecht, als uns Wohnwagen mit Vorzelten in blinkender Weihnachtsbeleuchtung und laute Weihnachtsmusik vom Band empfangen. Am Abend kommt die ganze Pracht der Wochenendcamper erst richtig zur Geltung. Selbst die hohen Kiefern des Campingplatzes können sich nicht vor Leuchtgirlanden u.ä. retten. Alle sind gut drauf und bei ca. 27°C im Schatten weihnachtet es sehr.
Am Abend lernen wir einen US-Amerikaner kennen, der ebenfalls mit eigenem Auto, sowie einer sehr eifersüchtigen Hündin in Afrika unterwegs ist. Aufgrund seiner Freundin auf vier Pfoten gestaltet sich das Gespräch etwas schwierig und wird leider viel zu früh beendet, da der Hund ihn regelrecht von uns weg zieht. Ein letztes Mal grillen wir und kriechen zum schlafen ins luftige Dachzelt bzw. in den kuscheligen Landy. Ich hab jetzt schon Sehnsucht, schlafe ich doch am liebsten mit frischer Luft um die Nase und werde das Vogelzwitschern am Morgen vermissen.

Sonntag, 04. Dezember, 84. Tag

Ein letztes Mal wird das Dachzelt zusammengeklappt und der Landy eingeräumt.
Ab geht’s nach Kapstadt. Am Horizont erkennen wir wieder den Tafelberg und werden schon kurze Zeit später von der Metropole verschluckt. Wir checken wieder im Brenwin ein. Dieses Gästehaus ist wirklich zu empfehlen.
Eine Oase mitten in der Stadt, sehr freundliche Gastfamilie und Angestellte, gutes Frühstück, nette Zimmer, Pool und W-LAN (was hier ‚Wi-Fi’ genannt wird) 😉
Wieder mit Oma und Opa zusammen, fahren wir in deren Mietwagen zum Kap der guten Hoffnung. Menschenmassen (wie vermutet, schließlich ist Sonntag und noch dazu Hauptsaison) erwarten uns schon bei den Pinguinen, ebenso dann am Kap. Kurzer Stopp am Kap der guten Hoffnung für das obligatorische Foto, Cape Point lassen wir wegen der Massen aus und fahren zurück entlang der spektakulären Panoramastraße nach Hout Bay. Dort gibt’s die besten Fish’n Chips. Doch auch hier quillt es vor Menschen über, ganz anders als vor 3 Monaten.

Abends gehen wir an der Waterfront essen. Das erste angesteuerte Restaurant weist uns ab mit den Worten „Sorry, we do not seat children under 12 years“. Frechheit! Dann bekommen sie auch nicht unser Geld und sollen sich ihre weißen Tischdecken sonst wo hin stecken. Ist doch wahr, was soll das? Das ist Kinderdiskriminierung und keiner soll uns erzählen, man könne es verstehen, da es eben Leute gibt, die beim Essen nicht durch Kinder gestört werden wollen. Noch dazu kommt keine Kinderstimme dieser Welt gegen den Lärm des nahen Amphitheaters mit Live-Musik und die vorbei strömenden Menschen an.

Empört nehmen wir das portugiesische Lokal daneben, wo es von Kindern nur so wimmelt und haben noch einen schönen Abend mit netten Kellnern.

Silvana

Montag, 05. Dezember, 85. Tag

Die letzten Einkäufe in der Stadt werden erledigt und danach verbringe ich den halben Tag, um das Auto für den Container vorzubereiten. Alle Sachen, die in den letzten 3 Monaten mehr oder weniger im Landy locker verteilt waren und irgendwo ihren Platz fanden, müssen wieder eingepackt und verstaut werden. Je weiter ich mich in die Tiefen des Autos vorarbeite, desto öfter begegne ich Staub und Sand der vergangenen Tour. Roter Staub vom Sossusvlei, der helle muss aus Etosha stammen. Bin gespannt, ob ich das Auto jemals wieder staubfrei bekommen werde. Ich hatte letzte Woche Chris von Tansworld Cargo gemailt, dass er heute oder morgen einen Container am Hafen bereit stellt. Eben rief er an und sagte, dass für morgen alles o.k. ist. Treffen mit einem Mitarbeiter und dem Zöllner um Elf am Container-Depot. Klappt alles wie am Schnürchen!

Dienstag, 06. Dezember, 86. Tag

Noch einmal günstig voll tanken und 40 Liter Diesel im Landy gebunkert, auf dass der Zoll es wohlwollend übersieht. Nach 80 Tagen und 13642 Kilometern stehe ich mit dem Landy wieder im Hafen. Ich habe ja eben noch damit gerechnet, dass mir doch noch ein Reifen platzt, der Wagen nicht mehr anspringt oder mir irgendein Besoffener in die Seite rauscht. Der Container steht auch schon bald bereit; der Zöllner will wissen, ob wir Diamanten im Landy haben und nach 20 Minuten steht der Wagen fest verzurrt im blauen Container. Das Dachzelt mussten wir vorher abnehmen. Es hat nicht ganz hineingepasst.

Nicht, dass man wegen eines Autos sentimental wird, aber einen Klaps auf den Kotflügel hat er schon bekommen. „Hast gut durchgehalten, bravo!“ Klappe zu, Plombe dran – fertig. Das Carnet ist abgestempelt und alle Formalitäten erledigt. Mr. Lala von Transworld Cargo bringt mich sogar noch in unser Gästehaus zurück.

Thomas

So, das war es dann! Heute verbringen wir den Tag am Pool, werden unser letztes Geld an der Waterfront ausgeben und morgen früh zum Flughafen fahren.

Adieu Kapstadt, auf Wiedersehen Afrika!

„Ich fühlte mich nicht sehr wohl. Einen ganzen Tag waren wir unterwegs gewesen, um bei einbrechender Dunkelheit unser Ziel zu erreichen. Der Schlaf floh mich; durch das vergitterte Fenster fiel schwacher Lichtschein von einer auf dem Hof brennenden Lampe. Ich lag auf dem Rücken und starrte in das Halbdunkel. Wie eng und bedrückend wirkte der geschlossene Raum nach den weiten Horizonten und dem hohen Himmel der freien Wüste, in der wir so lange gelebt hatten! Welch phantastische Zeit lag hinter uns… Ich durchlebte noch einmal, was nun endgültig hinter uns lag. Die unendlich vielen Bilder tauchten vor mir auf: die Schönheit der freien Natur, die Tiere der Wüste…die stillen Nächte unter silbernen Sternen… Ich schloss die Augen und ließ den Film unserer schönen Zeit vor mir abrollen.“

(aus Henno Martin: ´Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste´)

Thomas, Silvana & Paula

2 thoughts on “Südliches Afrika 2005 – 6. Dezember – der letzte Akt – zurück nach Kapstadt

  1. Anonym

    Hallo ihr drei!

    Ich wünsche Euch einen guten Heimflug morgen – zieht Euch warm an… es ist saukalt hier (Minusgrade)!
    Freu mich schon ganz arg!

    Xantina

  2. Bernie

    Adieu Kapstadt, auf Wiedersehen Afrika – Welcome Home, Gute Nacht Deutschland 😉

    Schön euch bald wieder hier zu haben. Freue mich auf viele viele Geschichten, Tips und nette Abende beim Bier.

    Guten Flug, keine Panik in Hessen ist es nicht so kalt. Es hat Plusgrade und regnet!!!

    Bis bald

    Bernie
    Micha
    Thabo

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